das Leben könnte so schön sein, wenn es nicht immer diese blöden Querschläge gäbe. Die gehen mir direkt in die Magengrube. Doch, es gibt Tage, da genieße ich mein Leben richtig. Und dann kommen sie wieder, die Situationen, wo ich quasi hart auf den Boden aufschlage: Eine Nachricht im Bekanntenkreis, dass jemand an Krebs erkrankt ist. Eine herzergreifende Abschiedsfeier, wo die Frage im Raum steht: warum musste das so früh sein? Finanzielle Verluste, obwohl alles so gut vorbereitet war und so erfolgversprechend aussah. Durchkreuzte Pläne, weil das Versprechen, miteinander das Leben zu gestalten, auf einmal nicht mehr galt. Himmelschreiende Ungerechtigkeit, weil durch Intrigen wieder der oder die Falsche zum Zuge kam. Und dann diese unglaubliche Ohnmacht, mit der man dem allem gegenübersteht.
Neulich sagte jemand zu mir: „Gott sei Dank sind wir Meister im Verdrängen!“ Jawoll, wir sind in der Tat Meister im Verdrängen! Ich stimme zu, manchmal ist es sogar gut, dass man nicht alles so glasklar und hart sieht, wie es ist. Aber ich sehe auch die Kehrseite: Wer nicht klar sieht, wird nie die richtigen Schlüsse ziehen. Und wird wahrscheinlich auch nicht die richtigen Entscheidungen treffen. Ich beobachte, wie nach den Einschränkungen in der Coronazeit, die Menschen anscheinend alles nachholen wollen, was in der Zeit der Einschränkung nicht ging. Endlich nicht mehr diese bedrückenden Gefühle, endlich dem Damoklesschwert des Krankseins und des Todes entronnen! Natürlich verdrängen wir einmal mehr, dass die Gefahr noch lange nicht vorbei ist und dass unser Leben mit oder ohne Corona immer am seidenen Faden hängt.
Aber wie gesagt, wir sind Meister im Verdrängen! Nicht, dass ich es nicht verstehen könnte. Wer möchte schon oder wer kann schon mit ständig negativen Gefühlen und Gedanken leben? Ich frage mich nur: Warum soll ich ein Problem verdrängen, wenn es eine Lösung dafür gibt! Die Lösung heißt Ostern. Liegt es am negativen Image der Kirche, dass man ihr diese Lösung für das Lebensproblem Nr.1 nicht mehr abnimmt? Sind wir als Christen unglaubwürdig geworden? Auf der anderen Seite erlebe ich viele Menschen, die sehr offen sind für das Religiöse und durchaus bereit, sich darauf einzulassen. Ich denke nur an den Taufboom, den wir in den letzten Monaten erlebt haben.
Ostern ist die positivste Botschaft überhaupt. Ich kenne nichts Positiveres! Vielleicht verstehen wir es zu wenig, mit tollen Festen einfach die Lösung unserer Probleme zu feiern, Menschen mitzureißen. Oder sind wir einfach zu gedankenlos, weil Verdrängen und Party-machen der einfachere Weg ist. Aber ist der einfachere Weg der Bessere? Manchmal befürchte ich, dass die Menschen ganz tief in ihrem Inneren meinen, sie sind für die wohltuende Nähe zu Gott nicht gut genug. Da hindet etwas in der Seele. Wenn dem so ist, ist es richtig tragisch. Was müssen wir anders machen? Ihre Meinung würde mich interessieren. Feiern Sie doch in diesem Jahr OSTERN bewusst mit und geben Sie mir Rückmeldung.
Gottes Segen wünscht Ihnen Ihr Gemeindepfarrer Joachim Knab